Vorwort
Geschichte des
Saarländischen Schachverbandes
Teil 1 : 1921-1986
*** 1921- 2011 = 90 Jahre SSV ***
Autor:
WOLFGANG MAIER
(ehem. Schriftführer, Spielleiter, Lehr- und Archivwart des SSV)
Lebach, den 31.10.2011
Überarbeitete Fassung der "Geschichte des SSV 1921-1986"
herausgegeben 1987
Überarbeitung 2009-2012
Redaktionsschluss: 30.08.2012
VORWORT
Seit langem unternahm es niemand mehr, die Geschichte des SSV von Beginn an darzustellen. Daher bietet sich das 90jährige Jubiläum des SSV an, diesen Versuch trotz aller sich entgegenstellenden Schwierigkeiten erneut zu wagen. Zu wagen deshalb,weil nach wie vor Unklarheiten und Lücken in der Überlieferung bestehen, die auch jetzt noch nicht endgültig geschlossen bzw. geklärt werden können.
Jedoch schien es mir notwendig zu sein, allem von Anfang an nachzugehen und die Geschichte des SSV sorgfältig gemäß dem, was überliefert worden ist,nachzuerzählen, damit die Leistungen früherer saarländischer Schachsportler, Schachmeister und Verbandsfunktionäre nicht der Vergessenheit anheimfallen, sondern im Gedächtnis der Zeitgenossen und späterer Schachgenerationen erhalten bleiben.
Was also in den vergangenen 9 Jahrzehnten tatsächlich geschah und wie sich der SSV entwickelte, war nicht den erstbesten mündlichen Überlieferungen zu entnehmen, sondern durch eine zeitraubende Archivarbeit musste die Geschichte des SSV rekonstruiert werden. Vieles war den Tageszeitungen des Saarlandes und den Schachzeitschriften zu entnehmen, soweit keine Originalunterlagen des Verbandes existierten, was insbesondere für die beiden ersten Jahrzehnte zutrifft. Zuviel ging im Krieg verloren.
Jedoch lege ich hier nur den Zwischenstand meiner Untersuchungen dar, da diese keineswegs abgeschlossen sind. In den nachfolgend dargelegten Ergebnissen meiner Forschungen bemühte ich mich darum, objektiv, sachlich und wahrheitsgetreu zu berichten, denn zu Parteinahme oder unnötigem Ereifern bestand für mich keinerlei Anlass.
So soll denn auch diese nüchterne Darstellung als Grundlage für weitere Forschungen und dauernder Besitz, soweit die Ergebnisse festliegen, allen Schachfreunden übergeben werden.
Laufbahn von Wolfgang Maier im SCL und S S V
Allgemeines
geb. am 4.11.1944 in Bad Waldsee
1950-1954 Besuch der Volksschule Lebach Abt.: ÜBUNGSSCHULE am Lehrerseminar Lebach;
1954-1964 Besuch des humanistisch altsprachlichen Gymnasiums (Lebach, Bous, Bonn, Saarlouis) und Abitur in Saarlouis [Gymnasium am Stadtgarten;]
1964-1966 Grundwehrdienst [+ vs. Wehrübungen bis 1992 / Dienstgrad : Oberst-leutnant d. Res.]
1966-1971 Besuch der UNI SB;
1969-1972 Wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Alte Geschichte bei PROF. DR. ROBERT FRANKE
1. Staatsexamen März 1971 anschließend Referendariat
2. Staatsexamen September 1972
seit 1972 als Studienassessor
1974 Studienrat am Staatlichen Gymnasium Dillingen (später in Albert-Schweitzer-Gymnasium Dillingen [ASGD] umbenannt) mit den Fächern Geschichte, Geographie und Politik/Wirtschaft tätig
seit 1978 Oberstudienrat
10.07.2009 ehrenvolle Verabschiedung im Rahmen eines Festaktes am ASGD am 1.8.2009 Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand;
Wohnhaft in Osterhofen von 1944-1947
in Lebach von 1947-
1967 in Ensdorf von 1967-1975
seit dem 1.7.1975 bis heute wohnhaft in Lebach, Wackenhübel 23
A. Schachclub Lebach 1975 e. V.
Exkurs: Erlernen des Schachspiels mit 11 Jahren; nur gelegentliches Spielen mit Freunden und Bekannten
Dienstag, 18.04.1961: Anwesenheit bei der Gründungsversammlung des 3. Schachclubs in Lebach, Gaststätte „Bürgerstuben“, Jabacher Str. 28;
dadurch intensivere Beschäftigung mit dem Schachspiel;
jedoch durch den Zerfall (kein Aufbau organisatorischer Strukturen) dieses Schachclubs, der nicht an den SSV gemeldet wurde, keine weitere Beschäftigung mit dem Schachsport
weiterhin nur gelegentliches Spiel
Schachclubs in Lebach:
1. SCL: 1923 -1926
2. SCL: 1947 -1953
3. SCL: 1961 -1962
4. SCL: 1975 -heute
Mai 1976 Entschluss, sich dem Schachclub Lebach anzuschließen (Gründung 12.03.1975) hervorgerufen,
durch eine umfangreiche Berichterstattung im LEBACHER ANZEIGER und der SZ über den SCL
28.05.1976 ord. MV des S C L: Wahl von Wolfgang Maier zum 1. Vorsitzenden des Vereins; (Vorgänger im Amt trat zurück)
- Entfaltung stärkerer organisatorischer Tätigkeiten im S C L
◇ Organisation von 9 Simultanveranstaltungen bis 2000,
◇ darunter 2 Blindsimultanveranstaltungen (1981 mit GM HORT und 1986 mit GM JANOSEVIC)
◇ Festigung der inneren Vereinsstrukturen
a) schachsportlich durch Festlegung der jährlich durchzuführenden Turniere des SCL
b) Festlegung der geselligen Veranstaltungen des S C L (Sommer- und Weihnachtsfeier)
c) durch Erarbeitung der inneren Vereinsordnungen (IVO: Satzung, TO, FO, GO, EO, u.a.) - Organisation der Teilnahme von Einzelspielern und Mannschaften an Verbandsveranstaltungen, –turnieren und -lehrgängen;
- Weiterführung der erfolgreichen Berichterstattung über das SCL–Geschehen intern (Vereinsinterne Mitteilungen, SCL–Stafette, seit 1988 Lebacher Schachzeitung) und extern (nicht zu zählende Berichte im Lebacher Anzeiger und in der SZ)
- Steigerung des Ansehens des S C L in der Stadt Lebach durch verantwortungs- und pflichtbewusste Vorstands- und Öffentlichkeitsarbeit,
◇ Mitarbeit im Vorstand „Sporttreibender Vereine“ in Lebach (SSVL = Dachverband dieser Vereine in Lebach),
◇ Pflege guter Beziehungen zu den politisch Verantwortlichen der Stadt Lebach (v.a. Bürgermeister und den im Stadtrat vertretenen Parteien, jedoch ohne parteiliche Bindung und unter Beachtung und Einhaltung politischer Neutralität)
◇ und weiterhin zur Lebacher Geschäftswelt (Werbung in unseren Festschriften) - Sparsame und solide Finanzpolitik über die Jahre hinweg;
◇ dadurch konnten sichere Finanzreserven für zukünftige Jahre gebildet werden;
◇ Erwirtschaftung auch durch 3malige Teilnahme am Lebacher Stadtfest mit einem Stand und mehrfacher Einsatz einer Großschachanlage
◇ Herausgabe von Festschriften alle 5 Jahre (ab 1980 bis 2005) mit Gewinn für den SCL
◇ Finanzierung aller außerordentlichen Fest- und Jubiläumsveranstaltungen durch Zuschüsse und Überschüsse aus Werbeeinnahmen - Herausgabe der LSZ (seit 1988 / bislang 18 Nummern)
im Untertitel „ZEIT-SCHRIFT FÜR SCHACHGESCHICHTE AN DER SAAR“, darin ausführliche historische Jahresberichte über das SCL- und das SSV–Geschehen; - Mitgliederzahl konnte während meiner Amtszeit (1976 - 2007) stabil bei ca. 40 Mitgliedern gehalten werden;
- Bemühungen im Jugendbereich war bis zu meiner Amtsübergabe (2001) sehr erfolgreich: 8 Jugendliche [Organisation der Teilnahme an SSJ–Veranstaltungen; häufig auch Training mit den Jugendlichen]
Zusammenfassend:
Bemühung um solide und pflichtgemäße, zügige und schnelle, kalkulierbare und kontrollierbare, sparsame und wirtschaftliche innere Vereinsverwaltung auf der Basis der Satzung und inneren Vereinsordnungen
Im Jahr 2001: 25jähriges Vorstandsjubiläum als 1. Vorsitzender des S C L !!
Amtsübergabe an CHRISTIAN BAUS
jedoch Fortsetzung der Funktionärstätigkeit im Verein als Kassenwart und Organisator,
sowie als Trainer des Nachwuchses bis 2007
Anfang 2007 Rücktritt von allen Funktionen aus vorwiegend privaten Gründen
Im Jahr 2011 erneute Übernahme des Vorsitzes im SCL in einer kritischen Vereinssituation;
◇ Entfaltung neuer Aktivitäten im SCL
◇ Wiederbelebung der Stadtmeisterschaft
◇ umfangreiche Pressearbeit
◇ gelungene Ausrichtung der Weihnachts- und Jubiläumsfeier mit vielen Ehrungen
◇ Zweck: Stabilisierung des Vereins
2013 war ein Jahr vollen Erfolges:
Nach einer grandios verlaufenen Saison, der SMM 2012/13 in der Verbandsliga konnte unsere Mannschaft in die Saarlandliga, die höchste SMM – Liga, aufsteigen. Dort verweilte sie in der SMM 2013/14, musste dann aber wieder in die Verbandsliga absteigen. Auch intern wurden wieder eine ganze Reihe von Turnieren gespielt und auch der Trainingsbetrieb lief für die jetzigen Verhältnisse gut. 2014 wurde leider zu einem verlorenen Jahr des SCL; denn die Konzepte, die ich der ord. MV Ende Januar zur Beschlussfassung vorlegen wollte, scheiterten an den Einlassungen eines Mitglieds, was dazu führte, dass ich den Vorsitz aufgab. Jedoch verblieb ich als Notvorstand bis 2015 im Amt, da kein neuer Vorsitzender gewählt wurde.
2015 unser Jubiläumsjahr – ergriff ich neue hoffnungsvolle Initiativen im Jugendbereich.
B. Saarländischer Schachverband 1921 e. V.
1977 1. Kontakt zum SSV
- erstmalige Teilnahme als Delegierter des SCL an der GV 1977 (SB, Rest. Schleifmühle)
- Treffen mit JAKOB STAUDT, Präsident des SSV in einer schwierigen Vereinssituation (Ausschluss eines Mitglieds)
- 1978 Antrag an die GV zum Aufbau eines SSV–Archivs wird positiv entgegengenommen]
1979 ao GV in Altenkessel:
Wahl zum 2. Schriftführer mit dem Auftrag das SSV–Archiv aufzubauen.
Beginn einer intensiven Archivarbeit: Archiv der SZ Stadtarchiv SB Stadtarchiv SLS u. andere Beginn einer umfangreichen Korrespondenz mit Schachhistorikern Deutschlands Kontakte zu älteren SSVMitgliedern und deren Befragung Zusammenarbeit mit SSV – Vereinen, um noch vorhandene Unterlagen des Verbandes zu kopieren und zu archivieren
Ergebnisse dieser Archivarbeit
- Festschrift 1980 mit einem historischen Teil und Präsentation erster Ergebnisse der geschichtlichen Forschungsarbeit [wenn auch noch lückenhaft]
- Erforschung des genauen Gründungsdatums des SSV: 13.12.1921 und Zusammenstellung der darüber existierenden Berichte in deutschen Schachzeitungen
- 1987 Verfasser und Herausgeber der ersten historischen Abhandlung über die SSV-Geschichte: „Chronik des SSV von 1921 bis 1986“
- 1996 Fortschreibung der Chronik des SSV von 1986 bis 1996 im Rahmen der Festschrift des SSV
- Aufbau eines umfangreichen Schacharchivs (Schwerpunkt: vorwiegend S S V-Unterlagen, weniger Vereinsunterlagen)
- Viele Artikel zur Geschichte des S S V in „Schach Aktuell“ und in der „Rochade-Saarland“
- 2009 Autor und Mitherausgeber des 1. Bandes der Schachgeschichte des Saarlandes: „Schach an der Saar, Band 1, Von den Anfängen bis 1945“
Ämter und Tätigkeiten im SSV
1979 ao GV: Wahl zum 2. Schriftführer (Aufbau des SSV – Archivs)
1981 GV: Wahl zum 1. Schriftführer (dabei Weiterführung des SSV-Archivs)
1983 GV: Rücktritt (Auseinandersetzungen: RADTKE / DIENER - WILHELM / WILLIM)
1984 GV: Erneute Übernahme des Amtes als 1. Schriftführer (Interimsschriftführer: THOMAS MEYER, SVS 70)
1989 / 90: Erarbeitung der neuen Satzung / Mitarbeit am Handbuch des SSV / Entwurf zu verschiedenen Ordnungen (z. B.: GO / 1993 Mitarbeit an der Überarbeitung der TO u.a.m.)
1996: 75 Jahre SSV: Verantwortlicher für die Erstellung der Festschrift des SSV dabei Fortschreibung der SSV-Geschichte von 1986 bis 1996 (Erstellung der gesamten Festschrift in Zusammenarbeit mit St. Blasius u. F. Beyer von Gablenz)
Ab 1982 Übernahme und Durchführung verschiedener Nebenturniere des S S V als verantwortlicher Spielleiter:
1982 – 1987 // 1992 – 1993 SpL der SPMM (1984 mit 64 Mannschaften !!!)
1984 – 1985 > SpL der SPEM 1983 – 1991 //
1993 > SpL der SBMM Die Austragung dieser Turnieren erfolgte meist in der STANGENWALDHALLE in Lebach – Landsweiler (ideale Voraussetzungen zur Durchführung dieser Nebenturniere)
1991 Mitwirkung bei der Organisation und Durchführung des DSB – Kongresses in Saarbrücken (= 1. Kongress nach der Wiedervereinigung Deutschlands)
Erarbeitung des Programms (kostenlose Erstellung und Erwirtschaftung von 500.- DM für den SSV aus Werbeeinnahmen)
1996 Organisation der beiden Vergleichskämpfe an 75 Brettern gegen die Pfalz (1.6.1996 und 1.12.1996 //
Rahmenorganisation des Festaktes zum 75jährigen Bestehen des SSV im Bürgerhaus Dudweiler)
1998 Übernahme des Amtes des Lehrwartes
2000 Verabschiedung durch den Präsidenten des SSV H. Bastian nach rund 20jähriger Tätigkeit als Funktionär des SSV
2006-2007 erneute Übernahme des Amtes des Schriftführers im SSV
2009 Herausgabe des 1. Bandes der der Schachgeschichte des Saarlandes mit dem Titel: „Schach an der Saar“ Untertitel: „Von den Anfängen bis 1945“
z.Z: Arbeit an den Folgebänden der Schachgeschichte des Saarlandes und verschiedener Monographien zur Schachgeschichte des Saarlandes


Vorgeschichte
65 JAHRE SSV 1921 -1986
Vorgeschichte des SSV
Mit der Gründung des Deutschen Schachbundes (DSB) im Jahre 1877 und der damit beginnenden Breitenwirkung der Schachidee und schließlich auch der lang anhaltenden Hochkonjunktur seit 1890, die verkürzte Arbeitszeiten und eine allgemeine Verbesserung des Lebensstandards in allen Schichten der saarländischen Bevölkerung brachte, hielt auch das Schachspiel in vielen Orten im Saarland Einzug. Die mündliche Tradition im Saarland bezeugt, dass bereits vor der Jahrhundertwende in einigen Gemeinden teils auf privater Basis und auch schon vereinsmäßig organisiert regelmäßig Schach gespielt wurde. (z.B.:
in Neunkirchen ab 1867
in Merzig ab 1896;
in Sulzbach (Verein ab 1912)
und in Fischbach (Verein ab 1913),
aber auch in anderen Gemeinden)
Wichtig für die Entstehung des SSV war jedoch erst der SC Fischbach, der als Verein im Jahr 1913 gegründet wurde und somit zu den ältesten Schachvereinen im Saarland überhaupt gehört; denn die Vereinsführung des SC Fischbach, insbesondere der unvergessene Adolf Jung (1880 - 1949 / s. Bild), fasste schon früh die Gründung eines übergeordneten Verbandes ins Auge.
Allerdings unterbrach zunächst der 1. Weltkrieg eine solche Entwicklung. Nach dem 1. Weltkrieg kam es im damaligen Saargebiet rasch zu einer Reihe von neuen Vereinsgründungen, die unter sich sofort einen regen Spielbetrieb entfalteten, wenn auch noch ungesteuert durch einen übergeordneten Verband. Bald aber zeigte sich klar die Notwendigkeit, eine entsprechende Organisation zu gründen, um den "wilden" Spielbetrieb in wettkampf und turniermäßige Bahnen zu lenken und um offizielle Meisterschaften auszutragen.
Die Gründung des SSV
Die Pioniere und Idealisten
An einem Dienstag Abend, dem 13.12.1921, um 20.00 Uhr trafen sich Vertreter von 13 (14 ?) saarländischen Vereinen im Nebenzimmer des Ratskellers zu Saarbrücken, um den SSV, den Saarländischen Schachverband, aus der Taufe zu heben. Der Vorstand der Saarbrücker Schachgesellschaft 1919 (SSG) hatte dafür gesorgt, dass sowohl in der Saarbrücker Zeitung (SZ) als auch in der Saarländischen Landeszeitung(SLZ)wenige Tage zuvor gleich lautende Gründungsaufrufe erfolgten, aus denen auch hervorgeht, dass die SSG bereits eine Satzung und eine Turnierordnung vorbereitet hatte.
Mit absoluter Sicherheit nahmen folgende Vereine an dieser Gründungsversammlung teil:
♦ die Saarbrücker Schachgesellschaft 1919 (SSG)
♦ der Schachclub Fischbach 1913
♦ der Schachclub Anderssen St. Ingbert 1920
♦ die Schachvereinigung Neunkirchen 1914
♦ der Schachclub Völklingen 1921
TEILNEHMER
DR. BESSENICH - Rechtsanwalt - und FRED GEBHARDT, SSG 1919
ADOLF JUNG und NIKOLAUS KOCHEMS, beide Fischbach
KARL HARTNAGEL und ARTHUR HAUSER, beide And. St. Ingbert
ADOLF STOFFEL, SVG Neunkirchen
CLAUS MALTER, SC Völklingen;
Mit absoluter Sicherheit feststehende Teilnehmer an der Gründungsversammlung des SSV am 13.12.1921
Weitere Teilnehmer können nur noch vermutet werden, da keine Unterlagen mehr von dieser Gründungsversammlung existieren. In Frage kommen vor allem Vereine, die in räumlicher Nähe von Saarbrücken lagen und den Tagungsort verkehrsmäßig relativ leicht erreichen konnten. Satzung und Turnierordnung wurden verabschiedet und schon 1922 konnte die erste saarländische Einzel (SEM) - und Mannschaftsmeisterschaft (SMM) ausgetragen werden. Die SMM war ein Novum im DSB, dem sich der SSV im Dezember 1922 anschloss, da die übrigen Landesverbände damals nur Einzelmeisterschaften austrugen (!!).
In einer Reihe von Zeitungen des damaligen Saargebiets wurden Schachecken eingerichtet, betreut von den Idealisten der ersten Stunde. Ausführlich berichteten sie über das lokale und das Schachgeschehen im Verband.
Saarbrücker Zeitung: WILLY RIEF
Saarbrücker Landeszeitung: ADOLF HAAS
Völklinger Nachrichten: CLAUS MALTER
Neunkirchener Volkszeitung: ADOLF STOFFEL*
Saarlouiser Journal: JAKOB KEIFENHEIM
Die Saarbrücker Zeitung - die wichtigste Nachrichtenquelle über das SSV - Geschehen - räumte dem Schach relativ viel Raum ein. Später übernahmen diese SZ - Schachecke noch G. Weißgerber, A. Stoffel und A. Haas. (bis 1939) Im Krieg und da-nach vor allem OTTO BENKNER, der um die Jahreswende 1938/39 von Frankfurt / M. nach Saarbrücken übersiedelte, wo er sich gleich dem damals führenden Verein, dem SV Saarbrük-ken, anschloss. (Der SV Saarbrücken bildete sich im Sommer 1938 aus dem SC St. Johann und der SGes Morphy Malstatt.)
(*) Adolf Stoffel, mit Sicherheit auch Gründungsmitglied,(s. Bild) führte die erste Schachecke einer saarländischen Zeitung, der NEUNKIRCHENER VOLKSZEITUNG, im Jahr 1921 ein. Er war kurzzeitig im Jahr 1925 1. Vorsitzender des SSV und führte nach seinem Wechsel zur SSG im Jahr 1930 die Schachecke der SZ, die er von Gerhard Weißgerber übernahm. Beruflich bedingt –er war leitender Angestellter in einer Bank- zog er 1935 nach Berlin um. Vermutlich verstarb er während des Krieges. Die älteren Mitglieder des SSV, die ihn noch kannten, bewahrten ihm ein ehrendes Angedenken
Der SSV in den 20er Jahren
Der Aufbruch
Unter der Leitung von (Gymnasial-) Professor KARL HARTNAGEL, Anderssen St. Ingbert, (1887-1971 / s. Bild von 1931 + 1952) wurde der Verband zügig aufgebaut. Die SMM und die SEM erhielten ihre für lange Jahre gültige Gestalt. Die SMM wurde in die A -, B-und C-Klasse (= die unterste Klasse) unterteilt. Diese Einteilung wurde 1927 durch die Hinzufügung der Meisterklasse ergänzt. Die SEM wurde nach einigen Jahren des Experimentierens ab 1925 in das Meisterturnier, das Hauptturnier A und B und schließlich das Allgemeine Turnier [ mitunter auch Nebenturnier genannt; ] geteilt, in dem man im Regelfall als neuer Teilnehmer beginnen musste, um sich ins Meisterturnier vorzuarbeiten bzw. hoch zu siegen. Besondere Bedeutung erlangte die 2. offizielle (3.) SEM in Neunkirchen 1924 dadurch, dass einige Funktionäre des DSB, unter ihnen der Vorsitzende WALTER ROBINOW aus Hamburg, den Kongress besuchten und so ihre Verbundenheit mit dem neuen Landesverband ausdrückten.
Die erste offizielle SEM fand im Jahr 1923 in Saarbrücken statt. Adolf Haas, SC Fischbach, war der erste Sieger in dieser 1. offiziellen SEM.
Hinzu kam die Teilnahme der saarländischen Spitzenspieler am DSB-Kongress seit 1923, seit 1924 die Teilnahme an den jährlich ausgetragenen Rheinmeisterschaften, der inoffiziellen Amateurmeisterschaft Westdeutschlands, und schließlich seit 1925 der jährlich (bis 1932) an 12 Brettern ausgetragene Länderkampf mit der Pfalz. Seit 1929 trug der SSV, wenn auch nicht jährlich, Länderkämpfe gegen Elsaß-Lothringen aus. (1929 an 20 und 1933 an 91 Brettern / Mit 14,5-5,5 und 50,5-40,5 Pkt. siegte die Saar.) Die Spitzenspieler des SSV konnten entsprechend ihrer Qualifikation auch an den Kongressen benachbarter Verbände teilnehmen und umgekehrt. "Das damals jüngste Mitglied des DSB dürfte wohl an Idealismus mit seinen Brüdern im Reich gleichgestanden haben, aber verschiedene Gründe pressten es nur allzu oft in die Rolle des verschämten Armen." (GV 1928) Diese oft in den Unterlagen heraus scheinenden Finanzsorgen hatten mehrfach zur Folge, dass geplante Groß-und Werbeveranstaltungen des SSV nicht durchgeführt werden konnten. Aber auch Spannungen und Konflikte musste der junge Verband Mitte der 20er Jahre ertragen, als es zwischen der Verbandsführung und der SSG einerseits und A. Haas / F. Jost und Fischbach andererseits zu ernsten Zerwürfnissen kam, die den Verband tief erschütterten.
1926 kam es in Püttlingen zu ernsten Zerwürfnissen zwischen Verbandsvorstand und dem SC Spiesen -Elversberg, weil sich der Vorkämpfer dieses Vereins, Johann Gluting, um den Sieg im HT A geprellt sah und daher die Würde eines saarländischen Meisterspielers nicht erringen konnte. Dieser Vorfall bei der SEM überschattete die darauf folgende GV : das Schicksal des Verbandes stand auf Messers Schneide, weil der Verein Spiesen -Elversberg damit drohte, dem SSV den Rücken zu kehren. Nur mit Mühe konnte der Streit geschlichtet werden.
Schnell wuchs der Verband von 13 Vereinen im Jahr 1921 auf bereits 34 im Jahr 1924, im ersten Jubiläumsjahr 1931 auf 43 und schließlich bis 1936 auf 69 Vereine, eine stolze Erfolgsbilanz in den ersten 15 Jahren. Diese Erfolgsbilanz wird noch erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass bis zu diesem Zeitpunkt ca. 10 Vereine ihre Tore bereits wieder geschlossen hatten, jedoch schnell durch Neugründungen ersetzt wurden. Die Vereine, insbesondere die größeren wie z.B. die SSG 1919, der Renommierverein des SSV, der SC And. St. Ingbert 1920 , der SC Völklingen 1921, die SVG Neunkirchen 1914, der SC Fischbach 1913, aber auch andere Vereine, versuchten durch Simultanturniere (GM Mieses / GM Rubinstein [ 1922 / 1924 ] u.a.m.), Werbeturniere und ihre Vereinsmeisterschaften, bei der SSG Winterturniere genannt, und auch durch Anfängerlehrgänge auf sich aufmerksam zu machen, um den Schachsport weiter zu verbreiten.
Sieger der damals höchsten Klasse, der A -Klasse bzw. ab 1927 der Meisterklasse, wurden
4 x der SC Fischbach,
3 x die SSG,
2 x Burbach,
1 x Spiesen -Elversberg und
1 x Neunkirchen, gerechnet bis 1930. (s. Tab.) Auch die schachliche Leistung steigerte sich von Jahr zu Jahr, was an den Turniererfolgen saarländischer Spitzenspieler in diesen Jahren abgelesen werden kann.
Insbesondere war es der unvergessene GERHARD WEIßGERBER (1905-1937), der in den späten 20er Jahren seinen unaufhaltsamen Aufstieg zum Deutschen Meisterspieler erlebte und Erfolg an Erfolg reihte.
Neben ihm dürfen aber auch die anderen Vorkämpfer des SSV (= Landesmeister) nicht vergessen werden, so z.B.
Fred Gebhardt (1922/1924),
Adolf Haas (1923/1924/1931/1933),
Felix Jost (1924-1926),
Ludwig Dauer (1924)
und Hans Gerber (1928),
die das Recht und die Ehre hatten, den SSV bei auswärtigen Turnieren zu vertreten, (s. Tab.) 1931 errang GERHARD WEIßGERBER (Sieger der SEM 1927 / 1929 / 1930/ 1932) den Titel "Deutscher Meister", nicht zu verwechseln mit dem Titel "MEISTER VON DEUTSCHLAND" dem eigentlichen Sieger der deutschen Meisterturniere, das im Jahr 1931 in Swinemünde bei Stettin ausgetragen wurde.
Im gleichen Jahr siegte GERHARD WEIßGERBER, der erfolgreichste saarländische Schachspieler seiner Zeit, im Einladungsturnier des SSV, das dieser anlässlich seines 10jährigen Bestehens durchführte. Im Rahmen seines Jubiläums richtete der SSV erstmalig auch die Rheinmeisterschaft in Saarbrücken aus, bei der allerdings die SSV -Vertreter nicht so gut abschnitten. Umso heller strahlte der Sieg Gerhard Weißgerbers im Jubiläumsturnier, konnte er doch namhafte deutsche Meister bezwingen.
Beim Festakt in den repräsentativen Räumen der „Wartburg", dem evangelischen Gemeindehaus in Saarbrücken, fanden sich alle führenden Funktionäre und Meisterspieler des SSV, aber auch die geladenen auswärtigen Meister und auch diesmal wieder der Vorsitzende des DSB, WALTER ROBINOW, ein, um die Leistungen des SSV während der ersten 10 Jahre zu würdigen. Dr. B. TRITTELVITZ hielt die Festansprache, in der er die junge Geschichte des SSV von ihren kleinen Anfängen bis zum Jubiläumsjahr 1931 ausführlich darlegte.
[Leider ist dieser Text weder veröffentlicht, noch erhalten geblieben. Anmerkung: W. Maier]
Die wichtigsten Funktionäre des SSV in dieser Zeit sollten nicht vergessen werden,so ALFONS UMBACH (1892-1962 / s. Bild), Morphy Malstatt, der Motor des Verbandes in den späten 20er Jahren, aber auch FRITZ BACKES, Schachfreunde Burbach, und LUDWIG MANDEL, SSG, die beide die Hauptlast der Verbandsarbeit im Jubiläumsjahr trugen. Von den beiden letzt genannten Funktionären besitzen wir leider keine Bilder.
Weitere Anwesende(Außer den unten mit Bildern dargestellten Personen waren auch anwesend:
Prof Dr. Deichmann,
Dr. Düsing,
Dr. Tritelvitz,
F. Backes,
L. Mandel,
K. Hartnagel,
A. Umbach,
die Teilnehmer des Einladungsturniers und des Rheinmeisterschaftsturniers; u.a.m.) beim Festakt des SSV in den Räumen der „WARTBURG“ (evangelisches Gemeindehaus Saarbrücken) 1931, die als Ehrengäste geladen waren: